26.03.2014

Hüftdysplasie, Hüftluxation

Die Hüftdysplasie ist mit 2 bis 5 Prozent die häufigste Fehlbildung (= Dysplasie) bei Neugeborenen. Sie betrifft das Hüftgelenk und führt häufig zusätzlich zu dessen Verrenkung (= Luxation) – also zur Hüftluxation. Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen.

Hüftdysplasie und Hüftluxation entstehen meist durch ein Zusammenspiel mehrerer (äußerer und innerer) Faktoren. Begünstigend wirkt dabei aus, dass das Hüftgelenk in der zweiten Schwangerschaftshälfte noch wenig formstabil ist. Zu den möglichen Ursachen für die Entstehung einer Hüftgelenksdysplasie und Hüftgelenksluxation gehören:

• Platzmangel in der Gebärmutter (Uterus) – Risikofaktoren hierfür sind:
-  Erstschwangerschaft (60% der Hüftluxationen treten bei Erstgebärenden auf)
- Steißlage (50% der Babys mit Hüftluxation befanden sich in Beckenendlage)
- geringe Fruchtwassermenge (sog. Oligohydramnion, d.h. weniger als 200-500 ml Fruchtwasser)
- Bluthochdruck der Mutter während der Schwangerschaft

• Hormone, die während der Schwangerschaft im Blut zirkulieren und dafür sorgen, dass der Beckenring der Mutter gelockert ist: Die Hormone wirken – bei weiblichen Föten – auch an der Hüftgelenkkapsel, wodurch das Hüftgelenk des Kindes schlaff ist und zur Luxation neigt

• Erblich bedingte Veranlagung

• Frühzeitige, häufige Streckung des Hüftgelenks bei Babys, die das Nachreifen des bei der Geburt unreifen Hüftgelenks stört (z.B. durch häufige Bauchlage oder durch Binden auf ein Wickelbrett, wie es in manchen Völkern Tradition ist)

Bei der Geburt kann die Hüftdysplasie und Hüftluxation nur leichte Symptome zeigen, aber auch schon vollständig ausgeprägt sein. Erstes Anzeichen für eine Hüftdysplasie bei neugeborenen Kindern ist zunächst oft nur ein instabiles Hüftgelenk. Dieses bildet sich in 80 Prozent der Fälle spontan zurück und das Hüftgelenk entwickelt sich normal weiter.

Wenn die Instabilität bestehen bleibt oder sich Hüftdysplasie und Hüftluxation verschlimmern, ist eine frühe Therapie wichtig, um Folgeschäden zu verhindern. Die Behandlung richtet sich nach dem Alter der Kinder und dem Schweregrad der Fehlbildung: Die gegen Hüftdysplasie und Hüftluxation eingesetzten Maßnahmen reichen von krankengymnastischen Übungen über eine Spreizhose oder seltener einen Gips (sog. Fettweisgips) bis hin zur Operation.

Um zu verhindern, dass sich nach der Geburt eine Hüftdysplasie und Hüftluxation ausbildet, ist es ratsam, sein Baby in einem Tragetuch zu tragen, so zu wickeln, dass sein Hüftgelenk gebeugt ist, nicht zu früh und häufig in Bauchlage zu legen.

12.02.2014

Craniomandibuläre Dysfunktion

Haben Sie Schulter-Nackenverspannungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Ohrgeräusche oder ein knackendes Kiefergelenk?
Dann leiden Sie wahrscheinlich unter einer Kiefergelenkstörung, der sogenannten cranio-mandibulären Dysfunktion (CMD).

Hauptursache sind Über- oder Fehlbelastungen der Kaumuskulatur. Aber auch Stress oder nächtliches Zähneknirschen können die Beschwerden auslösen.
Da die Auslöser von Schmerzen, Knacken und Fehlfunktionen komplex sind, werden die Symptome oft verkannt. Zudem wissen Patienten und einige Zahnärzte häufig nicht, dass physiotherapeutische Maßnahmen wirksam helfen können.

Wurden Kiefergelenkstörungen diagnostiziert, haben Zahnärzte oder Kieferorthopäden die Möglichkeit, Physiotherapie zu verordnen“ erklärt Ute Repschläger, Vorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V.
Manuelle Therapie oder Krankengymnastik können dafür sorgen, Schmerzen zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern.“ 

Bei Kiefergelenkstörungen ist die Gelenkverbindung zwischen Ober- und Unterkiefer nur eingeschränkt funktionstüchtig.
Das Kiefergelenk ist eines der kompliziertesten Gelenke im ganzen Körper. Es ist unter anderem für Vorwärts-, Rückwärts- und Seitwärtsbewegungen des Unterkiefers zuständig. Bereits kleine Veränderungen in diesem Bereich können einen großen Einfluss auf den gesamten Körper haben. Daneben werden Symptome wie Muskelverspannungen oder Kopfschmerzen leicht mit einem Halswirbelsäulen-Syndrom verwechselt. 

Nach der (zahn-)ärztlichen Diagnose führt auch der Physiotherapeut einen ausführlichen Befund durch:
Die Untersuchung schließt das gesamte Kausystem, die Muskulatur, Halswirbelsäule und Zähne ein, um eventuelle Ursachen der Störung zu entdecken.
So umfangreich die Gründe für Kiefergelenkstörungen sein können, so vielfältig sind auch die Behandlungsmethoden. 
Am effektivsten zeigen sich Techniken der Manuellen Therapie und krankengymnastische Übungen, die zur Mobilisierung der Gelenkstrukturen und Koordination der Muskulatur beitragen. Auch spezielle Entspannungstechniken helfen, die überbeanspruchten Muskeln zu entlasten.
Zudem ist die Anleitung zu Eigenaktivitäten entscheidend, um das Zusammenspiel verschiedener Muskelgruppen langfristig positiv zu beeinflussen“, so Ute Repschläger.

Außer einem systematischen Hausübungsprogramm erhalten die Patienten eine individuelle Beratung zur Erkrankung. Zusätzlich zu physiotherapeutischen Maßnahmen kann eine Aufbiss-Schiene notwendig sein, die beim Zahnarzt angepasst wird. Eventuell wird auch eine Zahnbehandlung beim Kieferorthopäden/-chirurgen nötig.
Ute Repschläger: „Hier ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen gefragt, um Beschwerden zu lindern.

Quelle : IFK (Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten - IFK e. V.)


11.01.2014

Schultereckgelenksprengung

Bei einer Schultereckgelenksprengung zerreißen Kapsel und Bänder des Schultereckgelenks unvollständig oder vollständig. Dies ist fast immer die Folge direkter Stürze auf die Schulter, beispielsweise bei einem Sturz vom Fahrrad oder beim Skilaufen.

Der fachsprachliche Name für das Schultereckgelenk lautet Akromioklavikulargelenk (bzw. AC-Gelenk), denn: Es verbindet das äußere Ende des Schlüsselbeins (Klavikula) mit dem Schulterdachfortsatz (Akromion) des Schulterblatts. Entsprechend bezeichnet man die Schultereckgelenksprengung auch als:
• AC-Gelenksprengung (bzw. ACG-Sprengung) oder
• Akromioklavikulargelenkluxation (d.h. Schultereckgelenksverrenkung).

Typische Anzeichen für eine Schultereckgelenksprengung sind:
• direkt über dem Schultereckgelenk auftretende Schmerzen, die sich durch Druck und Armbewegungen verstärken,
• dadurch bedingt eine Schonhaltung,
• eine angeschwollene Schulterregion,
• eventuell (je nach Schweregrad) ein Hochstand des äußeren Schlüsselbeins (sog. Klaviertastenphänomen), was aber durch die Schwellung verdeckt sein kann.

Die gegen eine Schultereckgelenksprengung eingesetzte Therapie richtet sich nach dem Schweregrad 
der Verletzung: Wenn die Bänder des Schultereckgelenks nur gezerrt oder teilweise zerrissen sind, reichen nicht-operative Maßnahmen: Das kann zum Beispiel bedeuten, die Schulter kurzfristig ruhig zu stellen und anschließend Krankengymnastik zu machen.


Bei vollständig zerrissenen Bändern kann die Therapie der Schultereckgelenksprengung mit oder ohne Operation erfolgen. Für eine Operation spricht, dass man nur so die Anatomie des Gelenks wiederherstellen kann; die Risiken und Unannehmlichkeiten der Operation gelten dabei als vergleichsweise gering. Für die nicht-operative Behandlung dagegen spricht, dass eine nach der 
Schultereckgelenksprengung zurückbleibende Gelenkstufe erträglich ist und die Betroffenen in den meisten Fällen später keinerlei Beschwerden haben. Im Einzelfall sind die notwendigen Behandlungsmaßnahmen immer mit den Betroffenen abzustimmen.